Experte gibt Tipps für die Bienenzucht
Quelle: Main-Echo 13.02.2012
Kreis-Imkerversammlung: Gerhard Liebig referiert
Mönchberg Auf großes Interesse ist die Jahresversammlung des Kreisverbands der Imker am Samstagabend in Mönchberg gestoßen. Kreisvorsitzender Matthias Meidel musste nach Plätzen suchen, um alle Zuhörer im Bürgersaal unterzubringen. Das mochte nicht zuletzt an dem Referenten gelegen haben, den der Kreisverband zu der Versammlung eingeladen hatte.
Experte Gerhard Liebig informierte in einem dreistündigen Vortrag »Immer wieder Völkerverluste - hausgemacht oder Fremdeinwirkung?« über Erkenntnisse zum Bienensterben. Zunächst jedoch erklärte Vorsitzender Matthias Meidel in seinem Jahresbericht, dass die über 300 Imker des Kreises, die in 14 Ortsvereinen zusammengeschlossen sind, mit der Honigernte des vergangenen Jahres zufrieden sein konnten. Es fiel auch wieder ein stattlicher Anteil an Waldhonig an. Die Aussichten für das neue Bienenjahr bezeichnete Meidel als erfolgversprechend: Die Bienen hätten im Herbst lange gebrütet und seien vor der Überwinterung in gutem Zustand gewesen.
Verlustmeldungen unterschiedlich
Trotz der extremen Kälte bereiten sich die Bienen bereits mit neuer Brut schon auf das Frühjahr vor, sehr schwache Völker können deshalb in Schwierigkeiten geraten. Aus dem Kreisgebiet liegen Meidel zufolge bisher unterschiedliche Meldungen über Bienenverluste vor, die vom Totalausfall bis hin zu keinerlei Abgang reichen. Entscheidend für das neue Bienenjahr sind die nächsten Wochen. Referent Gerhard Liebig, ehemaliger langjähriger Leiter des Bieneninstituts Hohenheim, untermalte seinen kurzweiligen Vortrag, mit aussagekräftigem Bildmaterial und ging auf die zahlreichen Fragen aus dem Publikum ein. Der Bienen-Experte betonte, dass jeder der arbeite, auch Fehler mache, auch auf dem Sektor der Imkerei. Alle Arbeiten in und um die Bienen solle man immer in Frage stellen und nach eventuellen Fehlern suchen. »Ich habe mich in meiner jahrzehntelangen Arbeit vier Großaufgaben gewidmet: Ich habe Läuse, Milben, Bienen und Imker gezählt und hoffentlich dabei die richtigen Rückschlüsse gezogen.
Oberstes Gebot: Naturbelassenheit
Oberstes Gebot müsse sein, dass der Honig naturbelassen und ohne jegliche Rückstände als reines Lebensmittel verwendet werden könne. Notwendige Behandlungen zum Schutze der Bienen müssten mit organischen Mitteln, zum Beispiel der Ameisen- der Oxal- oder Milchsäure, geschehen. Wer hier fachlich richtig arbeite, erhalte rückstandsfreien Honig und unbelastetes Wachs, versprach Liebig. Die Behandlungsmittel seien aber nur dann wirksam, wenn sie unter optimalen Bedingungen und nach einem überlegten Behandlungskonzept erfolgten. Hier würden die meisten Fehler gemacht, was immer wieder zu größeren Völkerverlusten führe, sagte Gerhard Liebig.
Es gibt kein Einheits-Schema
An verschiedenen Standorten in ganz Baden Württemberg sei es bei den durch ihn betreuten Völkern nie zu größeren Verlusten gekommen, berichtete der Referent. Liebig bedauerte, dass in fachfremden Medien und sogar Fachzeitschriften oft plakativ falsche Aussagen über die Bienen und Behandlungsmethoden getroffen würden. »Jede Behandlung der Bienen gegen den Hauptschädling, die Varroamilbe, ist wie über die Straße zu gehen bei roter Ampel«, warnte er. Hier könne man nicht nach einem festen Schema verfahren, sondern müsse sich auf die jeweilige Situation einstellen. In der regen Diskussion verwies Liebig auch darauf, dass er in der grünen Gentechnik kein Problem für die Imker und die Bienenvölker sehe. Er widersprach auch der Meinung, dass es durch die zunehmenden Monokulturen bei den Bienen zu Pollenmangel kommt. Er hob hervor, dass die Imker besonders auf die Einwinterung von starken Völkern Wert legen sollten, denn diese besäßen bessere Überwinterungschancen und sicherten eine gesunde Frühjahrsentwicklung. gv