Den Bienen fehlen die Blüten

Quelle: Main-Echo 18.10.2010
Peter Maske: Präsident des Deutschen Imkerbundes kritisiert die Landwirtschaft - Honigpreis steigt kontinuierlich

Peter Maske
Peter Maske, 60, pensionierter Polizist, ist seit zwei Jahren Präsident des Deutschen Imkerbundes. Foto: privat

Potsdam Deutschlands Imker trafen sich kürzlich zum Imkertag in Potsdam. 800 Bienenzüchter diskutierten über ihr Hobby - und überlegten, wie sie den Nachwuchs für ihre Leidenschaft begeistern können.Die überwältigende Mehrheit der Imker betreibt die Imkerei als Hobby und hält zwischen einem und 20 Bienenvölker. Pro Volk rechnet man mit 20 Kilo Honig. Um ein Glas Honig zu produzieren, fliegen die Arbeitsbienen übrigens etwa 40 000 Mal aus, und besuchen zwischen zwei und sieben Millionen Blüten. Mit Peter Maske, dem Präsidenten des Deutschen Imkerbundes, sprach unsere Mitarbeiterin Heike Holdinghausen.

Wie geht es den Bienen in Deutschland?
Gut, deutlich besser als im vergangenen Jahr. Das Wetter hat mitgespielt, im Frühjahr war es nicht zu heiß, dann kam zum rechten Zeitpunkt sonniges Wetter. Zum ersten Mal seit drei Jahren haben wir Waldhonig geerntet. Das ist gut, denn der Markt war komplett leer geräumt.

Es gab nicht genug Honig?
Die deutschen Imker könnten viel mehr verkaufen, wir befriedigen nur 20 Prozent der heimischen Nachfrage. Der Honig kommt von der ganzen Welt in unsere Supermarktregale. Viele Imker hatten letztes Jahr vor Weihnachten kein Glas Honig mehr zu Hause.
Ist der Honig dadurch teurer geworden?
Ja, der Preis steigt kontinuierlich. 500 Gramm heimischen Honigs kosten derzeit mindestens vier Euro, spezielle Sorten, wie Heidehonig aus der Lüneburger Heide, oder Honig aus dem Schwarzwald, kostet auch mal acht bis zehn Euro pro Pfund.

Dann lohnt sich Ihr Hobby also?
Das nun doch nicht. Das Finanzamt hat errechnet, dass man 166 Bienenvölker besitzen muss, um davon leben zu können. Das ist aber weit mehr, als die meisten Imker haben: Im Durchschnitt sind das neun Völker.

Wie viele Völker haben Sie selbst?
Ich besitze 50 Bienenvölker, da muss die ganze Familie helfen, meine Frau und mein Sohn packen mit an. Manchmal arbeiten wir einen ganzen Tag mit den Bienen, dann wieder nur einige Stunden oder gar nicht. Schwarze Zahlen schreiben wir nie, aber es macht viel Freude.

Warum gibt es immer weniger Imker und Bienenvölker?
Ich bin mir gar nicht sicher, ob die offiziellen Zahlen stimmen. Imker haben oft Angst vor dem Finanzamt, vor Lebensmittelkontrolleuren oder den Berufsgenossenschaften. Wer mehr als 25 Völker hat, muss dort nämlich einen Beitrag zahlen. Darum melden vermutlich viele weniger Bienenvölker an, als sie besitzen. Vor einigen Jahren hatten wir große Probleme durch den Abrieb eines bestimmten Pflanzenschutzmittels. Viele Völker sind zugrunde gegangen. Von diesem Bienensterben haben wir uns zum Glück erholt.

Können Gartenbesitzer denn etwas tun?
Natürlich, über naturbelassene Gärten mit vielen blühenden Stauden und Wildblumen ohne Insektengifte freuen sich die Bienen.
Aber unser größtes Problem ist die Landwirtschaft. Auf den Feldern und Äckern blüht zu wenig. Mohn, Malven, Sonnenblumen, dort finden nicht nur Bienen Nahrung. Stattdessen gibt es kilometerlange Maisfelder. Mit denen können Honigbienen gar nichts anfangen.